Drei Jahre intensiver Diskussionen gingen voraus, bis sich der Wissenschaftsrat in einer differenzierten Einordnung der Debatte über große gesellschaftliche Herausforderungen in der Wissenschaftspolitik öffentlich gestellt hat. Die Diskussion zu den gesellschaftlichen Anforderungen an die Wissenschaft versus Freiheit der Wissenschaft wurde in den letzten Jahren kontrovers geführt.
Unmissverständlich stellt sich der Wissenschaftsrat im April 2015 in einem Positionspapier hinter eine gesellschaftliche Verantwortung der Wissenschaft:
„Wissenschaft kann zum Erkennen und Verstehen großer gesellschaftlicher Herausforderungen beitragen. Einen gesellschaftlichen Konsens über deren Bedeutung herzustellen, ist jedoch eine weitergehende Aufgabe. In diesem Sinne müssen politische, wissenschaftliche und andere gesellschaftliche Akteure bei der Identifikation neuer großer gesellschaftlicher Herausforderungen zusammenwirken.“ (S.19)
Der gesellschaftlichen Konsens zu Prioritäten und Folgen wissenschaftlicher Erkenntnisse muss jedoch gemeinsam mit den Akteuren in der Gesellschaft diskutiert und ausgehandelt werden. Diese Konsensfindung sei jedoch am besten in dezentralen, lösungsorientierten Strukturen unter Beteiligung vielfältiger Akteure zu leisten. Der Wissenschaftsrat bietet einen eleganten Formulierungsvorschlag an, um die (vermeintliche) Dualität zwischen gesellschaftlichen Herausforderungen und Wissenschaftsfreiheit zu entschärfen:
„Die Bedeutung anderer wissenschaftspolitischer Zielvorstellungen wie der Grundlagenforschung und Innovationsförderung wird durch das Hinzutreten der Bewältigung Großer gesellschaftlicher Herausforderungen als neue Zielvorstellung nicht gemindert.“ (S. 30)
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Positionspapier “Empfehlungen zu wissenschaftlicher Integrität” (Drs. 4609-15), April 2015 | 1 MB