Was begeistert Akteure der Forschungs- und Innovationspolitik in ihrer täglichen Arbeit, und welche Veränderungen sehen sie auf diesen wichtigen Politikbereich zukommen? Diese Fragestellungen greifen wir mit unserem Format „5 Fragen an…?“ auf.
Inspiriert von einem Set an Fragen, die Daniel Porot, ein Pionier des „Career Designs“, entworfen hat, laden wir Akteure der Forschungs- und Innovationspolitik ein, Einblicke in ihre Tätigkeit zu teilen, Akzente zu setzen und allen Interessierten spannende Einsichten in diesen hochrelevanten Themenkomplex des politischen Handelns zu ermöglichen.
5 Fragen an Dr. Bettina-Johanna Krings, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS), Karlsruher Institut für Technologie KIT Karlsruhe
Wie ist es dazu gekommen, dass Sie sich mit dem Thema Forschungs- und Innovationspolitik beschäftigen / zu tun haben?
Das Thema ist eng mit dem Themenfeld Technikfolgenabschätzung (TA) verbunden, indem ich seit vielen Jahren arbeite. Die ersten Jahre habe ich auch explizit zu Forschungs- und Innovationspolitik für eine nachhaltige Gesellschaft gearbeitet, mich also mit Fragen der Innovationspolitik auseinandergesetzt.
Was begeistert Sie am Thema Forschungs- und Innovationspolitik?
Ich finde das Thema interessant, weil es Aufschlüsse darüber gibt, wo die Schwerpunkte zukünftiger Forschungsaktivitäten liegen. Wo sieht die Politik Zukunftsfelder? Was soll gefördert werden? Wie sind die Verhältnisse zwischen technischer, sozial- und geisteswissenschaftlicher Förderung? Wie wird die Industrie in die Förderung miteinbezogen? Welche Rolle spielen Transferorganisationen in diesem Feld? Diese Gewichtungen zeigen sehr eindrücklich, warum wir stehen, wo wir stehen und vermittelt wichtige Zusammenhänge (auch) für Technikgestaltung und TA.
Und was ist nicht so schön daran, sich damit zu beschäftigen / damit zu tun zu haben? Es ist nicht schön zu erkennen, wie festgefahren unsere Denkfiguren im Hinblick auf technische und ökonomische Innovationssysteme sind. Obgleich es seit Jahrzehnten unendlich viele Impulse aus der Civilgesellschaft und aus der Wirtschaft (sic!) gibt mit völlig anderen Schwerpunkten und Ansätzen, scheint es schwierig, den „Dampfer“ in eine andere Richtung zu bewegen. Das liegt freilich an den institutionellen, organisationalen und kognitiven Strukturen des Innovationssystems, aber auch an der Ressourvenverteilung insgesamt. Es müssten mindestens genauso viele Ressourcen in soziale wie in technische Innovationen fließen.
Welche Veränderungen und/oder Herausforderungen sehen Sie auf das Feld der Forschungs- und Innovationspolitik zukommen?
Ich sehe die Notwendigkeit, eine größere Vielfalt an Innovationstypen zu fördern wie beispielsweise soziale Innovationen, Innovationen im Rahmen von Experimenten, Soziallaboren, die interdisziplinär und transdisziplinär zusammengesetzt sind. Auch ist es wichtig, Innovation nicht mehr nur technisch zu denken, sondern sozial und kulturell. Hier brauchen wir neue Denkfiguren, die Innovationen nicht sofort mit Wirtschaftswachstum & Konkurrenzfähigkeit verbinden, sondern mit Impulsen für wegweisende Produktions- und Lebensformen.
Was braucht es, um mit diesen Veränderungen/Herausforderungen umzugehen?
Es braucht viele Menschen (Expert*innen, Politiker*innen und Bürger*innen), die genau das einfordern: neue Vorstellungen über Innovationen und deren „Impact“. Wir brauchen viele innovative Impulse in vielen gesellschaftlichen Bereichen, den Mut, diese Impulse auszuprobieren, zu bewerten und umzusetzen. Wir brauchen einen radikalen Wandel im Hinblick auf das Innovationsgeschehen und seine Akteur*innen.