Auf Einladung von Wissenschaft im Dialog und ermöglicht durch die Förderung der Stiftung Mercator und des Stifterverbands für die Deutsche Wissenschaft kamen Vertreter aus Wissenschaft, Wissenschaftskommunikation sowie Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft zusammen, um Fragen rund um die Beteiligung von Bürgern und der Zivilgesellschaft an Wissenschaft und Forschung zu diskutieren.
Dr. Steffi Ober war Teil einer Diskussionsrunde mit Prof. Dr. Peter Strohschneider, Präsident der Dfg, Prof. Dr. Christoph Markschies, HU Berlin/Präsidium BBAW, Matthias Holenstein, Stiftung Risiko. Moderiert wurde der Dialog von Dr. Volker Meyer-Guckel, stellv. Generalsekretär des Stifterverbands für die Deutsche Wissenschaft.
Auf die Frage, warum wir überhaupt Bürgerbeteiligung in der Wissenschaftspolitik brauchen und wer davon profitiert, verwies Steffi Ober von der Plattform Forschungswende in der anschließenden Diskussionsrunde zum Thema auf das Gemeinwohl, das von verschiedenen Akteuren immer neu ausdiskutiert werden müsse, auch innerhalb der Forschungspolitik, wo die Zivilgesellschaft allerdings bisher nicht ausreichend vertreten sei. Deshalb forderte sie, die zivilgesellschaftlichen Organisationen (ZGOs) als Vertreter der Zivilgesellschaft stärker an der wissenschaftspolitischen Entscheidungsfindung zu beteiligen. Wenn es in der Forschung um gesellschaftliche Veränderungen geht, um Naturschutz, Nachhaltigkeit oder Mobilität, dürfe die Expertise der ZGOs nicht ausgelassen werden. Peter Strohschneider fragte daraufhin, wie Gemeinwohl entsteht und ob nicht gewählte Politiker in einer repräsentativenDemokratie ohnehin schon die Interessen der Bürger und somit der Zivilgesellschaft vertreten würden. Es sei durchaus legitim, dass zivilgesellschaftliche Organisationen Einfluss auf die Wissenschaftspolitik nehmen möchten. Allerdings vertreten sie dabei aus seiner Sicht in der Regel Partikularinteressen und nicht das Gemeinwohl. Auch Christoph Markschies vertrat die Meinung, dass Politiker als Vertreter der Öffentlichkeit die Wissenschaftspolitik bereits mitbestimmen. Statt noch mehr Einmischung forderte er die Zivilgesellschaft auf, darauf zu vertrauen, dass die Wissenschaft schon selbst Neues entwickeln könne. Denn nur eine freie Wissenschaft könne spannend und kritisch sein.
„Es wäre schön, wenn es so wäre”, entgegnete Ober. Aber aktuell sei es so, dass Forschungsprogramme stark von der Wirtschaft mitbestimmt würden. Diese betreibe seit vielen Jahren aktive Lobbyarbeit und nehme Einfluss auf Forschungspolitik. Den ZGOs fehlten Strukturen, wie sie die Wirtschaft habe, um eine effektive Interessenvertretung wahrzunehmen. Genau da setze das Projekt Forschungswende an. Es solle den ZGOs dabei helfen, Positionen zu Wissenschaft und Forschung zu entwickeln und mit diesen auf die Forschungspolitik zuzugehen, sagte Ober. Und auch erst, wenn das Wissen der Verbände im Wissenschaftssystem stärker vertreten sei, könnten Politiker darauf zugreifen. Derzeit erreiche deren Wissen die Politik gar nicht. Machtasymmetrien in der Gesellschaft sieht auch Strohschneider. Die alten Industrien betreiben effektivere Lobbyarbeit als die neuen Wirtschaftszweige oder die ZGOs – auch im Hinblick auf die Forschungspolitik. Das sind Strukturprobleme der repräsentativen Demokratie, die ergänzende Formen der Beteiligung erfordern.
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