Zivilgesellschaftliche Forderungen an die Wissenschafts- und Forschungspolitik

Die Wissenschaftspolitik war in der Vergangenheit ein von den Verbänden der  Zivilgesellschaft wenig beachtetes Politikfeld. Hier deutet sich eine kraftvolle Änderung an, weil die Zivilgesell­schaft den Eindruck hat, dass sich das Wissenschaftssystem den drängenden gesellschaftlichen Herausforderungen wie Klimawandel, Ressourcenverknappung, Urbanisierung oder bezahlbare Gesundheit in einer alternden Gesellschaft, also den so genannten „Grand Challenges“, nicht in ausreichendem Maße und zum Teil mit untauglichen Mitteln annimmt.

Daher hat ein breites Bündnis zivilgesellschaftlicher Organisationen im Juli 2012 die wissen­schaftspolitische Plattform Forschungswende ins Leben gerufen. An der Plattform beteiligen sich als Pioniere des gesellschaftlichen Wandels umwelt- und entwicklungspolitische Organisationen ebenso wie Gewerkschaften und kirchliche Organisationen. Die Plattform fordert eine stärker partizipative und transparente Wissenschaftskultur, in deren Rahmen sich zivilgesellschaftliche Organisationen stärker als bisher in die Debatte um Rahmenbedingungen, Strukturen und Fragestellungen von Wissenschaft und Forschung einbringen können. Die Gründung der Zivilgesellschaftlichen Plattform Wissenschaftspolitik trifft bei vielen Akteuren in Wissenschaft und Politik auf großes Interesse und auf eine hohe Bereitschaft zum Dialog. Diese Chance wollen wir nutzen, um Positionen und Forderungen aus unserem Kreis einzubringen.

Die nachfolgenden Zivilgesellschaftliche Forderungen an die Wissenschafts- und Forschungs­politik spiegelt einen ersten Konsens der Plattform. Die vorliegende Version wurde in plenaren Workshops der Plattform mehrfach diskutiert und weiter entwickelt. Die vorliegende Fassung wurde im Dezember 2012 in der Strategie-Arbeitsgruppe der Plattform („Berliner Runde“) beschlossen. Sie ist zur Veröffentlichung bestimmt und geht nun zur weiteren Beschlussfassung an die Mitgliedsorganisationen der Plattform.

Es folgen mehrere Darstellungsformen der Forderungen, die kürzeste („TOP3“) zuerst, dann jeweils ausführlichere. Zuletzt folgt eine Fassung mit Erläuterungen der Forderungen und Adressaten. Am Schluss finden sich zentrale Quellen.

ZIVILGESELLSCHAFTLICHE FORDERUNGEN AN DIE WISSENSCHAFTS- UND FORSCHUNGSPOLITIK (KURZFASSUNG – TOP10) 

  1. Mehr Partizipation der Zivilgesellschaft in der Wissenschaft durch Beteiligung der Zivilgesellschaft bei der Formulierung von Forschungsfragen und ‑programmen sowie in Gremien öffentlich finanzierter wissenschaftlicher Einrichtungen.
  2. Einrichtung eines Wissenschaftsforums und eines Forschungsfonds der Zivilgesellschaft und wissenschaftspolitisches Capacity Building
  3. Entwicklung und Einrichtung transparenter Agenda-Prozesse für die inhaltliche Schwerpunktsetzung öffentlicher Forschungsförderung 
  4. Forschungsprogramme und –aktivitäten für Zukunftsthemen und transdisziplinäre Forschung deutlich ausbauen
  5. Zivilgesellschaft in Forschungsprojekte einbinden bei Problemformulierung, Integration von Praxiswissen und Umsetzung in Forschungsprojekte und bürgernahe, partizipatorische Einrichtungen wie Wissenschaftsläden stärken und etablieren.
  6. Disziplinen übergreifende Strukturen nachhaltiger Wissenschaft an Hochschulen und bestehende außeruniversitäre Kompetenzzentren der transdisziplinären Nachhaltigkeitsforschung fördern.
  7. Freien Zugang zu Forschungsergebnissen ermöglichen.
  8. Grundlagen und Qualitätsstandards der transdisziplinären Nachhaltigkeits­forschung weiter entwickeln.
  9. Jährlich eine Milliarde Euro mehr für transdisziplinäre Nachhaltigkeitsforschung bereitstellen.
  10. Ausreichende Ausstattung der Hochschulen für die freie Forschung und Lehre sicherstellen, insbesondere durch die Erhöhung der Grundmittelquote.

RELATED DOWNLOADS


Das könnte sie auch interessieren

Informiert Bleiben

Newsletter

Wenn Sie regelmäßig über unsere Veranstaltungen und Neuigkeiten unserer Arbeit informiert werden möchten, nehmen wir Sie gerne in unseren Verteiler auf. Bitte füllen Sie dazu folgendes Formular aus.

Unser Newsletter erscheint bis zu vier Mal im Jahr. Sie können sich jederzeit wieder abmelden. Ausführliche Informationen zum Newsletteranbieter, Versandverfahren und Tracking erhalten Sie in unserer Datenschutzerklärung.

* Pflichtfelder
Unser Newsletter erscheint bis zu vier Mal im Jahr. Sie können sich jederzeit wieder abmelden. Ausführliche Informationen zum Newsletteranbieter, Versandverfahren und Tracking erhalten Sie in unserer Datenschutzerklärung.